Raphael Ineichen 05.06.2020
Rekrutierung von Mitarbeitern? Das kann doch nicht so kompliziert sein! Das mag für gewisse Branchen und Berufszweige durchaus stimmen - bei allen anderen lohnt es sich genauer hinzusehen.
Wem die hochqualifizierten Talente nicht die Türe einrennen, der muss sich Wege und Maßnahmen ausdenken, wie sein Unternehmen dem Fachkräftemangel ein Schnippchen schlagen kann. Dies fängt damit an, das Bewusstsein zu schärfen, wie eine typische Reise vom Talent bis zum Mitarbeiter (“Candidate Journey”) vonstatten geht. Welche Schritte durchläuft ein potenzieller Bewerber, was passiert da unterwegs genau, wo soll was gemessen werden, um schliesslich erfolgreich Mitarbeiter gewinnen zu können. Zu diesen und weiteren Fragen versuchen wir hier mit einem Modell Licht ins Dunkel zu bringen. Bevor wir uns in die Details stürzen zunächst eine Begriffsklärung.
Unternehmen brauchen “Talente mit den richtigen Fähigkeiten“ welche „am richtigen Ort zur richtigen Zeit die richtigen Ergebnisse produzieren“. Der Begriff Talent beschränkt sich somit nicht zwingend auf die Top-Mitarbeiter. Wir verstehen deshalb “Talente als Menschen aller Hierarchiestufen, welche über Kompetenzen verfügen, die das Unternehmen in der Erreichung seiner Herausforderungen & Ziele effizient unterstützen”. Wenn sich ein Talent auf eine Stelle bewirbt, bleibt es ein Talent, einfach mit dem Status Kandidat. Wenn es zu einer Einstellung kommt, ändert der Status auf Mitarbeiter. Soviel zur Theorie.
Die erste Schicht der Candidate Journey bilden die Phasen von der Identifikation bis zum Onboarding, wobei die erste Phase nur im Falle von Active Sourcing zur Anwendung kommt. Diese 7 Phasen teilen wir für eine typische Reise eines Talents auf, das den ganzen Prozess in 22 Schritte durchläuft. Das sind die Schritte, die das Talent aktiv oder passiv durchläuft.
Die Schritte sind beispielhaft und können natürlich jederzeit erweitert werden. Gleichzeitig zeigen Sie Ihnen auf, wo Sie in Ihrem Prozess evtl. noch Lücken haben.
Haben Sie Ihre Schritte festgelegt, gilt es die potenziellen Berührungspunkte (Touchpoints) herauszufinden, die ein Talent in jedem Schritt durchläuft bzw. durchlaufen kann. In unserem Beispiel kommt unser Talent in den 22 Schritten also schon mit 28 verschiedenen potenziellen Touchpoints in Berührung, mit einigen davon sogar mehrmals. Ob Sie die alle brauchen, müssen Sie für sich entscheiden. Wichtig ist, dass diese Touchpoints ineinander greifen und zu keinen Medienbrüchen führen. Ein nahtloser Prozess halt.
Wer die Touchpoints der Candidate Journey und letztlich seine Rekrutierungsaktivitäten nicht misst, agiert nach dem Prinzip Hoffnung. Woher kommen die meisten Kandidaten? Welcher Kanal liefert die besten Talente? Zu welchen Kosten? Und was genau passiert auf unserer Karriereseite? Um auf all diese Fragen Antworten zu erhalten, sollten Sie Ihre Touchpoint tracken. Wie bzw. wo zeigt die Schicht “Tracking” unseres Phasenmodells.
Verschiedene Touchpoints erfordern oft auch verschiedene Tracking Systeme. Die grösste Herausforderung besteht also darin die Candidate Journey konsistent und idealerweise in einem einzigen System zu tracken. Weil das fast unmöglich ist, sollten die verschiedenen Systeme die Möglichkeit haben miteinander zu kommunizieren (z.B. über APIs). Die Visualisierung Ihres Trackings hilft Ihnen dann „Blind Spots“ zu identifizieren und ggf. zu beheben.
Ist es nicht. Wenn man über die nötigen Ressourcen, Tools und Technologien verfügt. Doch genau hier liegt der Hund begraben. Die Komplexität ist per se schon mal recht hoch, egal ob Sie ein KMU oder Grossunternehmen sind. Um im Kampf um die besten Talente mitreden zu können, sollten Sie sich dieser Herausforderung stellen und Ihre Candidate Journey am besten heute noch genau durchleuchten. Es sei denn die hochqualifizierten Talente rennen Ihnen auch so die Türe ein.
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